Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Artportraits

Der Kieferndorfer Weiher bei Sonnenschein. Der Weiher befindet sich in der Mitte des Bildes und ist umgeben mit grünem Gras und einem Wald im Hintergrund.

Kieferndorfer Weiher  (Foto: Edmund Abel)

Unter dieser Rubrik werden seltene Arten vorgestellt, für die der Landkreis bzw. die Kreisgruppe eine besondere Verantwortung trägt, weil sie hier im Gebiet zum Teil ihren bayernweiten Verbreitungsschwerpunkt haben.

Besondere Lebensräume als Grundlage für solche Arten sind vor allem die ausgedehnten Weihergebiete des westlichen Landkreises und das Naturschutzgebiet Tennenloher Forst östlich von Erlangen, das durch ein Beweidungskonzept (Przewalski-Pferde und Pfauenziegen) in seinem Charakter als Sandmagerrasen erhalten wird.

Moorfrosch

Ein Moorfrosch mit bläulicher Färbung, der im Wasser sitzt. Er befindet sich in der Mitte des Bildes.

Pünktlich zum Frühlingsanfang lässt sich im Aischgrund ein akustisch und optisch  einmaliges Naturspektakel erleben – die blubbernde Balz der blauen Moorfrösche. Die Laichgesellschaften der seltenen Amphibien finden sich jetzt in Flachwasserzonen von Teichen ein, um als sogenannte Früh- und Explosivlaicher innerhalb weniger Tage ihre Laichballen von bis zu 2000 Eiern abzusetzen. Dabei verfärben sich die Männchen für kurze Zeit bläulich-violett bis himmelblau, während die Weibchen ihre bräunliche Färbung beibehalten. Akustisch machen sich die Froschmännchen durch ihre „ugugug“- Rufe bemerkbar, die im Zusammenspiel aus der Ferne wie ein anhaltendes Blubbern klingen. In Bayern kann man dieser Rote-Liste- Art nur noch in einigen dauerfeuchten Teichlandschaften im Norden des Freistaates begegnen. Immerhin zeigen entsprechende Artenhilfsprogramme mit Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes, wie z.B. das „Moorweiherprojekt“ des Landkreises Erlangen-Höchstadt, gute Erfolge. 

Moorfrosch in Balzfärbung  (Foto: Annelore Schneider)

Knoblauchkröte

Im Jahr 2001 wurde vom LfU ein Artenhifsprogramm für die Knoblauchkröte begonnen. Als entscheidende Bestandsfaktoren erwiesen sich der Verlandungsgrad der Laichgewässer, der Anteil von kurzlebigen Brachen in deren Umfeld und der Besatz der Teiche mit Raubfischen (letzterer Faktor wurde in einem Testgebiet im Landkreis Erlangen-Höchstadt untersucht). Die Bestände der Knoblauchkröte bei Erlangen scheinen am Erlöschen, während der Aischgrund (noch) eines der Hauptverbreitungsgebiete dieser Amphibienart in Bayern darstellt. Die Kaulquappen der Knoblauchkröte gehören mit bis zu 10 cm Länge zu den größten einhei-mischen Amphibienlarven.

Knoblauchkröte  (Foto: Hans Prün)                                                                    Kaulquappe der Knoblauchkröte  (Foto: Heike Wirth)

Purpurreiher

Ein Purpurreiher im Flug

Im "Atlas der Brutvögel in Bayern" wird der Purpurreiher als "sehr seltener Brutvogel mit lokalen Häufungen von maximal 2-3 Brutpaaren" eingestuft. Die Art gilt wegen ihrer Empfindlichkeit gegenüber Störungen und den wenigen geeigneten Brutplätzen als vom Aussterben bedroht. Der Purpurreiher ist zum Brüten auf Teiche mit großen Schilfver-landungszonen angewiesen, brütet z.T auch auf niedrigen Büschen oder Bäumen (v.a. Weiden) im Schilf. Außerhalb der Brutzeit ist er überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Im Weihergebiet des Aischgrunds wurden durch die Aktivitäten des LBV (Weiherpacht, Schilfmanagement) Bedingungen geschaffen, die 2019 zu einem sensationellen Bruterfolg führten: 14 Brutpaare zogen mindestens 31 Jungvögel auf. Damit ist die hiesige Kolonie die größte Brutkolonie Bayerns und wird innerhalb Deutschlands nur noch von einer in Baden-Württemberg übertroffen.

Purpurreiher   (Foto: Edmund Abel)

Nachtreiher

Ein Nachtreiher sitzt einem Ast

Mit einer Brutansiedlung des Nachtreihers im Aischgrund kann der Landkreis mt einer echten Rarität aufwarten, die neben den regelmäßigen Brutereignissen an Donau und Isar einzigartig ist. In den vergangenen Jahre waren auch immer wieder Sommerbeobach-tungen der scheuen Vögel an den Bischofsweihern bei Erlangen möglich.

Nachtreiher  (Foto: Edmund Abel)

Silberreiher

Ein Silberreiher steht auf einer Wiese und hat eine Maus im Schnabel

Vor 1990 noch eine kleine Sensation, ist der auffällige Silberreiher mittlerweile eine vertraute Erscheinung in unserer Weiherlandschaft. Aber auch auf Wiesen und Feldern sucht der Nahrungsgast aus Ost- und Südosteuropa nach Mäusen und Würmern. Vor allem in den Wintermonaten finden sich die Vögel in zunehmend größeren Gruppen ein. Brutnachweise für Bayern gibt es trotz der Ausbreitungstendenz der Art bislang aber noch nicht.

 

Silberreiher  (Foto: Edmund Abel)

 

Rohrdommel, Zwergdommel

In den Röhrichtbereichen der Mohrhofer, Gremsdorfer und Bucher Weiher haben mit wenigen Brutpaaren zwei seltene Vögel aus der Familie der Reiher letzte Rückzugsmöglichkeiten gefunden: die Rohrdommel und die Zwergdommel.

 

Rohrdommeln sind aufgrund ihrer gelb-braunen Tarnfärbung und ihres Tarnverhaltens (langsame Bewegungen, Pfahlstellung) nur ganz selten zu sehen, am ehesten noch im Winter an Wiesengräben. Zwergdommeln queren manchmal in schnellem Flug die Wasserfläche, um dann gleich wieder im Schilfwald zu verschwinden, wo sie geschickt in den Halmen herumklettern.

Rohrdommel                                                                                                                         Zwergdommel  (Fotos: Edmund Abel)

Rohrweihe

Eine Rohrweihe fliegt über einem Getreidefeld

Die Rohrweihe ist eine Charakterart der Weiher- und Schilflebensräume. Sie ist als Schilfbrüter im Aischgrund nicht nur weit verbreitet, sondern hat bayernweit hier auch einen Dichteschwerpunkt. Häufig sieht man sie in ihrem typischen Gaukel- und Segelflug die Gewässer an der Schilfgrenze auf der Ausschau nach Beute abpatrouillieren. Das Beutespektrum umfasst Frösche , Kleinsäuger, Wasservögel und Insekten.

Rohrweihenmännchen  (Foto: Annelore Schneider)

Seeadler

Ein Seeadler im Flug

Nach ca. 150 Jahren, in denen er in Bayern als ausgestorben galt, kommt der beeindruckende Seeadler auch wieder im Landkreis Erlangen-Höchstadt als Brutvogel vor. Im Frühjahr 2016 schritt erstmals ein Paar zur Brut und zog auch erfolgreich einen Jungvogel auf. Weitere Bruten folgten. Da die Adler am Nistplatzplatz sehr störungsempfindlich sind, verbieten sich Annäherungen an den Horstbereich. Man kann die Großvögel aber regelmäßig mit unbewegten Flügeln in der Thermik aufsteigen sehen oder sie bei der Jagd auf Fischbeute beobachten.

   

Seeadler  (Foto: Edmund Abel)

Fischadler

Fischadler brüten in Bayern bislang nur in der Oberpfalz. Als Durchzügler sind sie aber im Herbst und Frühjahr an den Weihern der fränkischen Teichlandschaft anzutreffen. Im Gegensatz zum Seeadler stürzt sich der Fischadler spektakulär ins Wasser und taucht dann mit der Beute wieder auf. Das anschließende Kröpfen der Beute auf starken Ästen bringt weitere schöne Anblicke. Entsprechende Beobachtungsmöglichkeiten des reinen Fischjägers bieten sich an etlichen Teichen im Aischgrund.

Fischadler  (Fotos: Edmund Abel)

Bruchwasserläufer

Diese Limikolenart steht stellvertretend für eine ganze Reihe von Vögeln, die das Aischgründer Weihergebiet als Raststätte auf dem Zug nutzen, beispielsweise Bekassine, Dunkler Wasserläufer oder verschiedene Strandläuferarten.

 

Anlässlich des "European Birdwatch Days" führt alljährlich eine Herbstexkursion der Kreisgruppe ins Mohrhof-Gebiet mit den dann z.T. abgelassenen Teichen.

Bruchwasserläufer  (Foto: Annelore Schneider)                                Bekassine                                                                                                Dunkler Wasserläufer   (Fotos: Edmund Abel)

Kolbenente

Ein Kolbenenten-Paar auf dem Wasser. Links befindet sich das Weibchen und rechts das auffälligere Männchen.

Für Nordbayern beherbergt der Aischgrund das bedeutendste Brutvorkommen der Kolbenente, wobei hier eine außergewöhnliche Siedlungsdichte erreicht wird. Mit ihrem kupferroten Kopf und dem siegellackroten Schnabel sind die Erpel eine auffällige Erscheinung.

 

Kolbenente  (Foto: Edmund Abel)

An weiteren regelmäßigen und dabei seltenen bzw. sehr seltenen Brutvögeln können u.a. Tafel- , Schnatter- und Knäkente beobachtet werden.

Knäkente                                                                                               Schnatterente                                                                                               Tafelente  (Fotos: Edmund Abel)

Schwarzhalstaucher

Ein Schwarzhalstaucher-Paar schwimmt auf einem Weiher

Der seltene Schwarzhalstaucher ist eine seit gut hundert Jahren von Osten her vordringende Art mit erheblichen lokalen und regionalen Bestandsschwankungen, die stark von den Brutplatzbedingungen abhängen. Er ist auf flachgründige Gewässer mit Verlandungszonen/Seichtwasserbereichen und reicher Ufervegetation angewiesen. Hier bieten gerade die Mohrhof-Weiher geeignete Verhältnisse, so dass sich dort eine der größten Kolonien des kleinen Tauchers in Bayern gebildet hat. Im Gegensatz zum Haubentaucher spielen bei der Ernährung Insekten eine größere Rolle als Fische.

Schwarzhalstaucherpaar  (Foto: Edmund Abel)

Rohrsänger

Ein junger Kuckuck (links) wird von einem Rohrsänger (rechts) gefüttert. Beide sitzen auf einem Ast, der über ein Gewässer ragt.

An sehr seltenen Rohrsängerarten kommen im Landkreis Erlangen-Höchstadt der Drosselrohrsänger und der Schilfrohrsänger vor. Die beiden anderen, bayernweit verbreiteten Rohrsängerarten (Teich-/ Sumpfrohrsänger) erreichen hohe Dichten. Diese sind auch häufig Wirtsvögel des Kuckucks.

Rohrsänger füttert  Jungkuckuck   (Foto: Annelore Schneider)

Blaukehlchen

Ein singendes Blaukehlchen sitzt auf einem dünnen Ast
Westlich der Regnitz liegt einer der Verbreitungsschwerpunkte des Blaukehlchens, das hier im verschilften Weidengebüsch an Teichen stellenweise in außergewöhnlicher Dichte vorkommt. Neben seiner attraktiven Erscheinung mit dem hübschen Kehlfleck gehört der kleine Vogel mit seinem flötenden Gesang, den er bis weit in die Nacht vorträgt, zu unseren besten Sängern.

Blaukehlchen  (Foto: Edmund Abel)

Weißstorch

Der bayerische Bestand des Weißstorchs hat mit über 550 Horstpaaren und 1270 ausgeflogenen Jungstörchen im Jahr 2018 ein neues Rekordhoch erreicht. Mehr als jeder andere Großvogel wird der Sympathieträger Weißstorch von der Bevölkerung beachtet, die das Geschehen zur Brutzeit ja teils auch über Horstkameras mitverfolgen kann. In den Weihergebieten des Landkreises findet der Storch günstige Nahrungsbedingungen, ebenso in den Regnitzwiesen, wo sich z.B. die Störche aus Erlangen oder Baiersdorf einfinden. Neben Gebäudebrütern gibt es im Landkreis auch Paare, die auf Masten oder Bäumen brüten (Baiersdorf).

Weißstorch  (Fotos: Edmund Abel)

Ziegenmelker

Die Bestände des Ziegenmelkers zeigen einen deutlich negativen Trend, die Art kommt in Bayern nur noch inselhaft vor und ist vom Aussterben bedroht.

Das Vorkommen auf den sandigen Flächen des Tennenloher Forstes bei Erlangen ist das größte bekannte im Freistaat (bei Unsicherheiten bezüglich der Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels). So sind die beiden jährlichen Exkursionen der Kreisgruppe auch besondere Attraktionen für Naturbeobachter (vgl. hierzu den Exkursionsbericht unter der Rubrik "Exkursionen").

Ziegenmelker übertagen im Schutz ihres tarnfarbenen Gefieders und beginnen ihre Aktivitäten mit der Dämmerung, wo sie mit ihrem Kescherschnabel im Flug Insekten jagen. Als markante Lautäußerungen lassen die Männchen bei ihren Schauflügen ein monotones Schnurren ertönen, das durch lautes Flügelklatschen ergänzt wird. Dabei zeigen sie auch die auffälligen weißen Signalflecken auf Handschwingen und Stoß.

 

Als Insektenfresser muss der Vogel im Oktober fortziehen und kehrt im Mai in die Brutgebiete zurück.

Ziegenmelker zeigt Signalflecken                                                                               Typische Sitzhaltung längs zum Ast  (Fotos: Edmund Abel)

Heidelerche

Eine Heidelerche steht auf sandigen Boden. Im Hintergrund befindet sich hohes, grünes Gras.

Die seltene Heidelerche hat im Tennenloher Forst mit seinen kiefernumrahmten Sandmagerrasen einen lokalen Verbreitungsschwerpunkt, der sich in das Vorkommen der mittelfränkischen Sandachse einfügt. Der strophenreiche Gesang der kleinen Lerchenart ist bis in die Nachtstunden zu vernehmen.

 

Bei den alljährlichen Ziegenmelkerexkursionen der Kreisgruppe lässt sich der Vogel mit dem charakteristischen Augenstreif auf der durch Beweidung freigehaltenen Schießbahn des ehemaligen Standortübungsplatzes regelmäßig beobachten.

Heidelerche  (Foto: Lukas Sobotta)

Sperlingskauz

In der Mitte des Bildes sitzt ein Sperlingskauz. Er sitzt auf dem Ast eines dünnen Baumes.

Der Sperlingskauz ist unsere kleinste Eulenart und besiedelt vor allem die Alpen und die Mittelgebirge. Aber z.B. auch der Nürnberger Reichswald beherbergt eine Population der Kleineule. Da Sperlingskäuze teils tagaktiv und auch wenig menschenscheu sind, kann man sie v.a. im Frühjahr zur Balzzeit regelmäßig hören und beobachten. Im Tennenloher Forst mit seinen vielen Buntspechthöhlen, die teils mehrere Jahre hintereinander benutzt werden, finden sich die Niststandorte oft in der Nähe von Wegen oder Lichtungen.

Sperlingskauz  (Foto: Edmund Abel)

 

Ein Wiedehopf auf einer grünen Wiese

Wiedehopf  (Foto: Edmund Abel)

 

Und und und...

Eine Einbeziehung weiterer Tiergruppen und der Flora würde ins Uferlose führen; einige Hinweise müssen genügen: Die Moor- und Waldweiher im Aischgrund beherbergen bedeutende Libellenvorkommen (Kleine Moosjungfer, manche Azurjungfern), während in den sandigen Kiefernstandorten bei Erlangen der seltene Walker ("Türkischer Maikäfer") beheimatet ist.

Botanische Highlights bieten die Feuchtwiesen im NSG Mohrhof (Großer Anger) im Frühjahr, wenn z.B. Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut in großer Zahl blühen. Wesentlich unauffälliger, aber deshalb nicht weniger von Bedeutung sind seltene Acker-Beikräuter auf manchen landwirschaftlichen Flächen.

 

Die Artenporträts zeigen auch: Die Natur ist - nicht zuletzt durch den vielfältigen Einfluss des Menschen - in ständigem Wandel begriffen. Hier im Landkreis heißt das z.B. konkret: Biber und Seeadler sind zurückgekehrt, die Uferschnepfe ist verschwunden, andererseits die Feuerlibelle als neue Art erschienen.

Mosaikjungfer  (Foto: Edmund Abel)                                                                                 Walker  (Foto: Thomas Baum- Nägel)