Gemeinsam Bayerns Natur schützen

Vorträge

 Eine weitere Möglichkeit der Umweltbildung (neben den unmittelbaren Naturbegegnungen bei Exkursionen und Führungen) nutzt die Kreisgruppe durch ihr Angebot an attraktiven Bildvorträgen, die regelmäßig im Erzählcafé in Erlangen stattfinden. Offizielle Mitarbeiter und ehrenamtliche Mitglieder des LBV , aber auch externe Vortragende befassen sich dabei mit den unterschiedlichsten Naturthemen: Die Referenten und Referentinnen berichten z.B. von Reisen, geben Einblicke in die Aktivitäten von Arbeitsgruppen oder stellen eine Art oder einen Lebensraum in den Mittelpunkt.

 

So lud die Kreisgruppe beispielsweise ein zu Vorträgen über die "Vogelwelt Floridas", das "Artenhilfsprogramm Weißstorch", "winterliche Schlafplatzgemeinschaften der Waldohreule nördlich Erlangen", "Vogelberingung", "Schleiereulenschutz im Gebiet der Kreisgruppe" oder "Beobachtungen an einer Turmfalkenfamilie in der Nachbarschaft". Großen Anklang fand auch die Videodokumentation des Filmers Josef Röhrle zu den "Naturschutzgebiete(n) im Landkreis Erlangen - Höchstadt".

 

 

Beringung bzw. Kontrolle von Schleiereulennestlingen. Die Fotos entstammen dem oben genannten Bericht über die Aktivitäten des Arbeitskreises "Nisthilfen".

Vortrag "Einführung in die Vogelbeobachtung" von Lukas Sobotta im Erzählcafé Erlangen

Am 20.1.2024 widmete sich Lukas Sobotta, Aktivist der LBV-Kreisgruppe Erlangen-Höchstadt, dem oben genannten Thema in einer umfassenden Präsentation. Der Bogen war weit gespannt, ausgehend von der Frage, was überhaupt einen Vogel ausmacht, der Problematik des "Art"-Begriffs und der Benennung von Körperteilen und Gefiederpartien beim Vogel. Dabei wurde u.a. deutlich, dass Färbung und Zeichnung eines ausgebreiteten Flügels im zusammengelegten Zustand dann ganz anders aussehen können, manchmal in der "Flügeltasche" und unter den Schirmfedern auch weitgehend unsichtbar sind. Ebenso verwirrend können die Unterschiede zwischen Schlichtkleid und Prachtkleid (Balzkleid) oder der Geschlechtsdimorphismus zwischen Männchen und Weibchen einer Art sein. Dazu kommt dann in manchen Fällen eine Unterscheidung in Jugendkleid und Erwachsenenkleid, teils sogar mit Übergangskleidern. Und verschiedene (Farb-)Morphen bei manchen Arten verkomplizieren die Sache zusätzlich, wenn man z.B. an ganz dunkle oder fast weiße Individuen beim Mäusebussard denkt.

 

Weitere Aspekte von Sobottas "Vogelbeobachtungsschnellkurs" waren Rufe und Gesänge, verschiedene Flugarten und Flugstile, typische Haltungen, Tag- und Nachtaktivität oder die Wahrscheinlichkeit des Antreffens einer Art. Bei letzterem Gesichtspunkt sind dann wieder weitere Kriterien zu berücksichtigen, wie etwa typisches Biotop (Felsgelände, Ödland, Sumpf, Feld, Wald, Heide, Strand ...), Aufenthaltsort (am Boden, in der Wipfelregion ...), Verbreitungsgebiet generell und auch während der Zugzeit (Ein Wiedehopf im Januar z.B. wird wohl eher eine Fehlbestimmung sein ...).

Da in der Beobachtungssituation infolge von einschränkenden Faktoren (schlechte Sichtverhältnisse, schnelle Bewegung, z.B. im Abfliegen ...) ein genaues Betrachten des Vogels oft nicht möglich ist, spielt auch der sog. "Jizz" eine Rolle, das heißt die aus langer Erfahrung gewonnene "Komplexwahrnehmung" der typischen Erscheinungsmerkmale und Verhaltensweisen einer Art. Überhaupt führt beim Vogelbeobachten selbst unter optimalen Bedingungen oft nur eine Kombination bzw. Überprüfung aller möglichen Aspekte zu einer sicheren Bestimmung; dies gilt v.a. für sehr ähnliche Arten.

 

Weiter ging es mit der Ausrüstung für das "Birden". Zwar lassen sich Vögel auch mit "unbewaffnetem"Auge beobachten, doch gerade bei Kleinvögeln oder auf größere Distanz ist ein Fernglas oder auch ein Spektiv von großem Nutzen und oft sogar unerlässlich. Der Referent hatte hierzu eine Auswahl an optischen Gläsern mitgebracht, gab Hinweise für Brillenträger und demonstrierte die geeignete Handhabung.

 

Den Abschluss des höchst lehrreichen, unterhaltsamen und motivierenden Abends bildeten Hinweise zu Bestimmungsbüchern (Feldführer, Handbücher, thematische Fachbücher) einschließlich entsprechender Apps oder einschlägiger Internetseiten wie "ornitho". Deutlich wurde, dass über entsprechende Meldeportale heutzutage ein umfassender Informationsfluss bezüglich aktueller Sichtungen möglich ist. Hier kann dann auch jeder selbst mithelfen, das Wissen über Sichtungen, Verbreitungsgebiete und Zugwege ständig zu erweitern.

 

Der Referent verstand es bei seinem Vortrag, das Publikum miteinzubeziehen, indem er immer wieder Rätsel- und Quiz-Elemente einbaute, die auch den fortgeschrittenen Vogelbeobachter forderten (oder teils sogar humorvoll in die Irre führten ...).

 

Fazit: Hier war ein Vogel-Nerd in seinem Element, dessen Begeisterung ansteckte. So lautete denn auch die Schlussbotschaft: "Auf zum Vogelbeobachten - woimmer man gerade ist!"