Gebäudebrüterschutz

An einer Hauswand, unter dem Dach, befinden sich Nistkästen für Mauersegler und Schwalben
Mauerseglernistkasten und Schwalbennistplaetze (Foto: Richard Straub, LBV-Bildarchiv)

In den dicht bebauten Zentren unserer Städte und Dörfer leben viele Vogelarten, die ursprünglich fast ausschließlich an Felsen brüteten. Sie haben die Städte und Dörfer als neuen Lebensraum entdeckt und gehören heute zum Stadtbild. Doch moderne Baustile, Dämmmaßnahmen zur Energieeinsparung und die Bekämpfung von Stadttauben machen es vielen von ihnen immer schwerer, geeignete Nistplätze zu finden.

 

Um die Situation der Gebäudebrüter zu verbessern, wollen wir die Bestände wichtiger Gebäudebrüter erfassen, über Gebäudebrüter informieren, gefährdete Nistplätze schützen und bei Bedarf neue Nistmöglichkeiten schaffen.

 

Wer sich in der neu gegründeten Kreisgruppenübergreifenden Gebäudebrüter-AG engagieren möchte, darf sich gerne unter nuernberg@lbv.de melden!

Steckbriefe von Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe

Mauersegler (apus apus)

Dieser Luftakrobat ist ein sehr auffälliger Bewohner des Nürnberger Stadtgebiets und der größeren Siedlungen im Umland. Mauersegler sind bei uns von Ende April bis Anfang August über der Stadt und den Wiesen und Feldern des Umlands zu sehen und vor allem zu hören. Mauersegler sehen den Schwalben zwar ähnlich, sind mit diesen aber nicht verwandt.

 

Akrobaten der Luft

Erwachsene Mauersegler verbringen fast ihr ganzes Leben in der Luft. Kein einheimischer Vogel ist derart an das Leben in der Luft angepasst. Nur während der Jungenaufzucht landen die Vögel regelmäßig an höheren Gebäuden, Felsen oder Bäumen. Die langen schmalen Flügel (ca. 42 cm Spannweite) sind perfekt für den schnellen Flug (bis zu 200 km/h) geeignet und mit seinen kleinen Füßen kann er gut klettern. Auf dem Boden macht der Mauersegler hingegen einen eher unbeholfenen Eindruck und geschwächte Tiere können oft nicht mehr vom Boden aus starten. Häufig schlafen Mauersegler sogar im Flug in Höhen zwischen 400 und 3600 m.

 

Sommervogel

Unsere Mauersegler verschwinden schon im August und verbringen den Rest des Jahres vorwiegend südlich des Äquators. Auch während der Brutsaison weichen die erwachsenen Mauersegler schlechten Wetterlagen großräumig aus. Sie verlassen dann zeitweise sogar ihre Jungen, die bei niedrigen Temperaturen auch Tage lang ohne Futter auskommen können. Der Grund für das frühe Verschwinden der Insektenjäger aus Mitteleuropa ist dabei nicht die Temperatur oder die Verfügbarkeit von Insekten, sondern die verkürzte Tageslänge. Mauersegler müssen jeden Tag viele Stunde jagen um genügend Nahrung zu finden und sind dafür auf lange Tageslichtzeiten angewiesen.

 

Stadtvogel

In Mitteleuropa brütet der Mauersegler fast ausschließlich in Ritzen und Spalten von mehrstöckigen Gebäuden. In seltenen Fällen nutzt er, z. B. im Elbsandsteingebirge, auch natürliche Brutstätten in Felsen. Es gibt aber auch Populationen, die ihre Jungen in Baumhöhlen aufziehen, z.B. im Spessart. Bei uns ist der Mauersegler jedoch auf Spalten und Ritzen in Gebäuden angewiesen, in die er seine 2 bis 3 weißen Eier legt. Sanierte Altbauten und moderne Gebäude weisen in der Regel keine zum Brüten geeignete Nischen und Ritzen für den Mauersegler auf. Aber obwohl sich die Klimaveränderung für die Art günstig sein sollte, gehen die Bestände in Mitteleuropa zurück. Durch den Erhalt von Nischen und den Einbau von speziellen Mauerseglerkästen kann seine Wohnungsnot gelindert werden.

Hörbeispiel
apus_apus.mp3
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Mehlschwalbe (Delichon urbica)

Die Mehlschwalbe ist eine der zwei in Nürnberg auftretenden Schwalbenarten. Den Bürgern in Nürnberg ist sie aber vermutlich die vertrauteste, da sie sowohl in der Innenstadt als auch in den Vororten häufig zu sehen ist und regelmäßig auch brütet. Die Mehlschwalbe ist nahezu in ganz Europa zu finden, nur auf Island und dem äußersten Norden fehlt sie. Sie ist in Mitteleuropa überall ein weit verbreiteter Brutvogel und gehört (noch) zu den 10 häufigsten Brutvögeln.

 

Merkmale 

Die Mehlschwalbe ist knapp 13 cm lang und hat ein Gewicht von 16 bis 25 g. Kopf, Rücken, Flügel und Schwanz sind dunkel blauschwarz. In auffälligem Kontrast dazu stehen die mehlweiße Unterseite und der Bürzel (Rücken oberhalb des Schwanzes). Der Schwanz ist gegabelt, aber deutlich weniger stark als derjenige der Rauchschwalbe. Im Vergleich zur Rauchschwalbe ist der Körper auch etwas gedrungener. Für den Laien ist der weiße Fleck auf dem Rücken (Bürzel) das beste Unterscheidungsmerkmal zwischen den zwei Arten. Mehlschwalben sind sehr gesellig. Fast immer sieht man Mehlschwalben in Gruppen durch die Luft jagen, oder auf Strom- und Telefonleitungen rasten.

 

Stimme

Der Ruf der Mehlschwalbe - ein trockenes "tsrr" - ist häufig zu hören. Der Gesang ist ein leises, schwatzendes Zwitschern oder Leiern, nicht so abwechslungsreich wie das der Rauchschwalbe.

 

Verwandtschaft

In Deutschland gibt es vier Schwalbenarten: Mehl-, Rauch-, Ufer-, und Felsenschwalbe. Die Felsenschwalbe brütet in Deutschland nur in wenigen Paaren in hohen Steilwänden, Gebäuden oder Brücken in den Alpen und im Schwarzwald. Die Uferschwalbe nistet entlang von größeren Flüssen oder in Sandgruben. Mehl- und Rauchschwalbe sind am weitesten verbreitet und vielen Menschen bekannt, da sie in Dörfern und Städten öfter zu sehen sind.

 

Lebensweise

Alle Schwalben sind darauf spezialisiert ihre Nahrung - kleine Insekten - im Flug zu erbeuten. In Deutschland sind alle Schwalben Zugvögel, die die kalte Jahreszeit in Afrika verbringen. Die Mehlschwalbe ist hier keine Ausnahme. Sie kommt meist im April wieder zurück, und beginnt dann ihre auffälligen Nester zu bauen oder zu reparieren. Alte Nester der Mehlschwalbe werden auch gerne von Haussperlingen zum Brüten genutzt. Das auffällige Nest der Mehlschwalbe führt dazu, dass sie die bekannteste der heimischen Schwalbenarten ist, denn das Nest wird gut sichtbar an hohen Hauswänden und Fassaden angelegt. Fast immer werden sogar mehrere Nester in einer Kolonie nebeneinander angelegt. Das Nest besteht aus Ton, Lehm oder Schlamm, der aus Pfützen aufgesammelt wird. Dieses Material wird mit Speichel vermischt und dann verbaut. Das fertige Nest hat die Form einer Halbkugel, bei der nur noch ein kleiner Eingang offen bleibt. Es wird mit Federn, Halmen oder Moos ausgepolstert. Meist wird zwei mal im Jahr gebrütet.

 

Gefährdung und Schutz

Der wichtigste Faktor für die Gefährdung der Mehlschwalben ist zweifellos der Mensch. Mehlschwalben sind bei manchen Hausbesitzern unbeliebt, da sich unter dem Nest eine beträchtliche Verschmutzung durch Kot ansammeln kann. Daher werden viele Nester von den Hausbesitzern (rechtswidrig!) entfernt. Ein einfaches Brett unter den Nestern kann dieses Problem aber ebenso leicht beheben.

 

Das Nest kann nur an rauhen und unebenen Hauswänden angelegt werden. Neue Häuser, oder sanierte Altbauten haben zunehmend ungeeignete Wände mit glatten Putz, an dem die Nester nicht mehr angeklebt werden können. Nicht zuletzt wird heute sogar das scheinbar allgegenwärtige Baumaterial für die Nester knapp. Pfützen mit geeignetem Material finden sich vor allem auf unbefestigten Feldwegen. Die zunehmende Versiegelung der Landschaft führte dazu, dass solche Pfützen heute selten geworden sind. Lehmpfützen lassen sich aber leicht auch durch den Menschen anbieten und feucht halten. 

 

Der Mehlschwalbe kann aber andererseits auch mit einfachsten Mitteln geholfen werden. Am wichtigsten ist dabei das Tolerieren der Nester an den Hauswänden. Ärgerliche Verschmutzungen durch Kot können durch ein Brett ca. 60 cm unter dem Nest verhindert werden. Mehlschwalben nehmen aber auch gerne künstliche Nisthilfen an. Diese sind besonders an neuen (zu glatten) Häusern zu empfehlen, oder wenn ein älteres Haus mit vorhandenen Nestern renoviert oder neu verputzt werden soll.

 

Weitere Informationen zur Anbringung von Kotbrettern und zum Zusammenleben von Mensch und Schwalbe unter einem Dach finden Sie in der nachfolgenden Broschüre.

Schwalbenbroschüre.pdf
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Rauchschwalbe (Hirundo rustica)

Die Rauchschwalbe "bringt den Sommer" und gilt auch heute noch als Glücksbringer für diejenigen, deren Haus oder Stall zur Brut ausgewählt wird. Die Rauchschwalbe ist die zweite regelmäßig zu sehende Schwalbe. Sie kommt jedoch vor allem in den ländlicheren Vororten vor, und meidet dicht besiedelte Stadtzentren und Wohngebiete. Sie daher insgesamt deutlich seltener als die Mehlschwalbe.

 

Merkmale

Die Rauchschwalbe ist etwa 18-21 cm lang und damit deutlich größer als die Mehlschwalbe. Einige Zentimeter davon fallen jedoch auf die sehr langen äußeren Schwanzfedern zurück, die die Rauchschwalbe auszeichnen. Der Körper selbst ist schlank und nicht viel größer als der der Mehlschwalbe. Kinn, Kehle und Stirn der Rauchschwalbe sind kastanienrot, und es gibt ein dunkelbraunes Band auf der Brust. Die Oberseite ist metallisch blauschwarz. Ansonsten ist die Unterseite wie die der Mehlschwalbe weißlich, gelegentlich rot oder rosa überhaucht. Im Flug sind die langen Schwanzfedern am auffälligsten.

 

Stimme

Der Ruf der Rauchschwalbe ist ein häufig im Flug zu hörendes 'wäd wäd'. Der Gesang ist vielseitiger als der der Mehlschwalbe und kann als ein melodisches bis schnarrendes Gezwitscher beschrieben werden. Der Gesang wird häufig auch im Sitzen von Stromleitungen, Laternen oder Dachgiebeln aus vorgetragen.

 

Lebensweise

Alle Schwalben sind darauf spezialisiert ihre Nahrung "kleine fliegende Insekten" im Flug zu erbeuten. Die Rauchschwalbe jagt dabei meistens relativ niedrig, fast immer niedriger als Mehlschwalben. Besonders gerne suchen sie über Wasserflächen nach Nahrung. Auch die Rauchschwalbe ist ein Zugvogel und bei uns nur von April bis in den Oktober hinein zu sehen. Anders als die Mehlschwalbe, brütet die Rauchschwalbe fast immer innerhalb von Gebäuden und nicht an den Außenwänden. Besonders gerne geht die Rauchschwalbe in Stallungen oder Scheunen. In den letzten Jahren nehmen Rauchschwalben zunehmend auch wenig genutzte Zweck- oder Industriebauten zum Brüten an. Wichtig ist nur, dass es einen kleinen Sims oder Vorsprung für das Nest gibt, dass es relativ ruhig ist, und dass es eine ständige Öffnung, z. B. ein kaputtes oder immer gekipptes Fenster gibt. Das Nest der Rauchschwalbe ist ein oben offener Napf, und nicht so weit geschlossen wie das der Mehlschwalbe. Wie die Mehlschwalbe verwendet die Rauchschwalbe zum Bau feuchte Erde oder Lehm, die mit Speichel vermischt zu dem Nest verbaut wird. Neben der oben offenen Napfform und der Lage im Inneren von Gebäuden sind die Nester auch durch das mit verbaute Stroh von dem Nest der Mehlschwalbe zu unterscheiden. Einmal genutzte Nester werden über Jahre hinweg weiter genutzt, und im Frühling lediglich ausgebessert. Üblicherweise wird pro Jahr zwei mal gebrütet.  

 

Gefährdung und Schutz

Im Westen Europas gibt es seit vielen Jahren einen schleichenden Rückgang. Dies ist in erster Linie auf zunehmenden Nistplatz- und Nahrungsverlust zurückzuführen. Dörfliche Strukturen gehen immer mehr verloren, kleinbäuerliche Betriebe geben auf. Wie für die Mehlschwalbe wirkt sich auch ist die Versiegelung der Landschaft, und das Befestigen von Feldwegen negativ aus, da die für den Nestbau notwendigen Lehmpfützen fehlen. Nicht zuletzt werden Rauchschwalben - wenn sie sich eine Garage oder Schuppen als Nistplatz aussuchen - heute gelegentlich sogar wegen der Kotflecken vertrieben.

Wie können wir trotzdem helfen? Bei Ställen oder Scheunen kann man mit dem Eigentümer oder Landwirt sprechen, damit Flugöffnungen für die Rauchschwalben geschaffen werden, sei es ein offenes Fenster oder ein Loch in der Tür. Überhaupt können alle Tierhalter, gleich ob Pferdebesitzer, Geflügelzüchter oder Kleintierhalter der Rauchschwalbe helfen, indem sie ihren Stall für unsere Schwalben an einer Stelle offen halten. Falls keine Balken oder andere Vorsprünge vorhanden sind, sollte man Nistbrettchen anbringen. Daneben sollte man sich auch für möglichst extensive Formen der Landwirtschaft ohne übermäßigen Düngemittel- und ohne Gifteinsatz einsetzen.